Wer liest das alles?

Kastaniengallwespe_Ausschnitt

Nach der Lektüre meldete sich ein Leser aus Zürich bei der WSL.

17. September 2014 – Als ich in den vergangenen Wochen meine Artikel für die Webseite zusammenstellte, fragte ich mich: Wer hat diese Texte wohl gelesen? Gibt es wirklich Leute, die es schaffen, auch nur einen winzigen Teil des täglichen Medienergusses zu bewältigen? Und falls der Alltag uns noch etwas Zeit lässt: Wäre es nicht schlauer, in ein spannendes Buch zu versinken?

Zu meiner Freude: Es gibt sie noch, die Zeitungsleser. Kürzlich veröffentlichte ich in der NZZ einen Artikel über die aus Südostasien eingeschleppte Kastaniengallwespe. Ein Mann aus Zürich-Höngg meldete sich nach der Lektüre bei der WSL. Aufgrund des Artikels realisierte er, dass sich in seinem Garten eine junge Edelkastanie mit starkem Gallenbefall befindet. Bisher war in Zürich lediglich ein alter Baum mit den augenfälligen Wucherungen gefunden worden. Von wo die Gallwespen diesen angeflogen hatten, war ein Rätsel. Die nächsten befallenen Bäume befinden sich in Wettingen bei Baden.

Den neu entdeckten Baum pflanzte ein Gärtner 2009. Sehr wahrscheinlich wurden mit dem Bäumchen auch Larven der Kastaniengallwespe eingeschleppt. Diese entwickelten sich, flogen aus und legten ihre Eier in die Knospen des ein Kilometer entfernten alten Kastanienbaums.

Im Tessin hat sich die Kastaniengallwespe seit ihrem ersten Auftreten 2009 im ganzen Kanton breit gemacht. Der Schädling hat auch bereits den Sprung auf die Alpennordseite geschafft. Wie rasch er sich dort ausbreitet und wie er die zerstreuten Kastanien-Vorkommen findet, ist derzeit unklar. Vielleicht liefert der neueste Fund in Zürich wertvolle Hinweise über die Ausbreitungsdynamik. Und hoffentlich bleibt der Kastanienbaum im Garten meiner Eltern von der Gallwespe verschont.

Der ganze Artikel: Eine Wespe bedroht den Esskastanienwald (.pdf)

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