15. Juli 2017 – Vor einiger Zeit entdeckte ich im nahen Wald gleich neben dem Weg einen jungen Baum mit riesengrossen Blättern. Ich blieb verdutzt stehen, und ging nahe an den Baum, um mir ein genaueres Bild zu machen. Da wurde vor einiger Zeit ein Baum gefällt, und die grossen herzförmigen Blätter gehörten zu neuen Trieben, die aus dem Stock hervorgingen.
Zu Hause schaute ich zuerst in einem Buch nach, danach im Internet. Und kam zum Schluss, dass es sich um Paulownia tementosa, dem Blauglockenbaum handeln musste. Die Baumart stammt aus Südostasien und wurde in Europa im Jahr 1830 eingeführt. Vereinzelt wächst sie in Pärken und Grünanlagen. Und findet so offenbar auch den Weg in Wald. Und scheint sich hartnäckig zu halten.
In Deutschland steht die Art auf der grauen Liste, das heisst, sie gilt als potenziell invasiv und wird deshalb beobachtet. Seit kurzem interessiert man sich aber auch für die Eigenschaften des Blaublockenbaums. In Bayern läuft ein Forschungsprojekt (.pdf-Dokument), im Rheinland sind erste Plantagen mit dem schnellwüchsigen Baum – auch Kiribaum genannt – angelegt worden. Das Holz ist leicht, besitzt aber eine hohe Festigkeit.
Wie wir mit solchen gebietsfremden Pflanzen umgehen sollen, daran scheiden sich die Geister. Die einen pflanzen sie einfach an, ohne sich gross Gedanken zu machen, was es bedeutet, wenn sie sich im Wald oder in der Landschaft ausbreiten. Sie halten die Bemühungen, die Ausbreitung invasiver Neophyten einzudämmen, oft auch für eine sinnlose Angelegenheit. Andere sehen die einheimischen Arten bedroht und rufen nach Zurückhaltung. Eindrückliches Beispiel ist der Japanische Knöterich, der in der Lage ist, renaturierte Flussufer völlig in Beschlag zu nehmen.
Bei der Frage der gebietsfremden Arten treffen zwei Welten aufeinander, ein Dialog findet kaum statt. Dieser wäre aber wichtig – denn beide Extrempositionen sind nicht zukunftsfähig und bergen nicht zu unterschätzende Risiken.