21. Mai 2020 – Am Donnerstag vor Ostern schimmerte ein Plastiksäcklein im zarten Grün einer Baumkrone. Die Szene wirkte fast schon poetisch (vgl. Foto). Doch Plastik und allerlei Kunststoffe werden zu einem immer grösseren Problem in der Umwelt.
Im Dezember 2019 musste die Wildhut im Schanfigg im Kanton Graubünden einen Hirsch erlegen. Das Tier fiel durch sein Verhalten auf, näherte sich den Siedlungen. In seinem Magen kamen sechs Kilogramm Plastik zum Vorschein! Auf der Suche nach Futter in den Dörfern frass der Hirsch offenbar alles Mögliche.
Für viel Aufsehen sorgen die riesigen Plastik-Ansammlungen in den Ozeanen. Eine 2015 publizierte Studie schätzte die jährlich in die Weltmeere eingetragene Menge auf acht Millionen Tonnen. Der Plastikmüll stammt von Schiffen, Abfall an den Küsten sowie von Schwemmgut der Flüsse.
PET-Getränkeflaschen lösen Glas immer mehr ab. In der Schweiz ist die Recyclingquote recht hoch. Trotzdem wird viel einfach irgendwo weggeworfen. In vielen anderen Ländern dürfte es noch schlimmer sein. Vor zehn Jahren war ich in Transkarpatien, dem westlichsten Teil der Ukraine. In den Karpaten wird wie in vielen anderen Gebirgen die Wasserkraft genutzt. Ich verbrachte ein paar Tage in einem Tal, und auf einem Ausflug sah ich bei der Staumauer Tereblja, wie sich Plastikflaschen ansammeln – ein eindrückliches Bild (Foto 1, Foto 2). Über die Flüsse Tereblja, Theiss und Donau gelangt der Plastikmüll womöglich bis ins Schwarze Meer.
Kürzlich veröffentlichte das Bundesamt für Umwelt eine Übersichtsstudie über Plastik in der Schweizer Umwelt. Dieser zufolge kommen hierzulande jedes Jahr rund eine Million Tonnen Kunststoffe zum Einsatz. Davon werden jährlich rund 780000 Tonnen entsorgt – kurzlebige Stoffe als auch solche, die länger im Einsatz waren. Unterschieden wird zwischen Makroplastik und Mikroplastik. Beim Makroplastik sind die Kunststoffstücke grösser als 5 Millimeter, beim Mikroplastik sind sie kleiner. Littering – das gedankenlose Wegwerfen von Gegenständen – ist eine wichtige Quelle für Makroplastik, während beim Mikorplastik der Reifenabrieb bei Fahrzeugen die grösste Quelle darstellt.
Bei den Eintragspfaden, dem Verbleib und den Wirkungen von Kunstoffen in der Umwelt gibt es noch viele Unbekannte. Doch man hat den Eindruck, da bahnt sich eine neue, flächige Verschmutzung von Böden, Gewässern und der Luft an. Lebewesen nehmen diese Stoffe auf , und auf diesem Weg gelangen sie auch in die Nahrungskette. Als problematisch erweist sich zudem, dass Plastik in der Umwelt oft nur sehr langsam abgebaut wird.
Ich bin immer wieder auch mit dem Velo unterwegs. Im März dieses Jahres ist mir an der relativ stark befahrenen Strasse zwischen Seebach und Rümlang viel Abfall am Strassenrand aufgefallen. Dieser landete entweder in der Wiese oder im nahen Acker. Ich habe mir am denkwürdigen Wochenende, bevor in der Schweiz die Regierung einschneidende Massnahmen wie die Schliessung von Schulen, Restaurants und vielen Geschäften beschloss, Zeit genommen und die Situation fotografisch dokumentiert (.pdf-Dokument).
Achtloses Wegwerfen ist unverständlich. Aber wir müssen uns alle an der Nase nehmen. Langsam wächst das Bewusstein, dass wir im Laden nicht immer ein Plastiksäckchen mit Gemüse oder Früchten füllen. Wir können unsere eigenen Stoffsäcklein oder Behälter verwenden. Auf dem Markt ist das wegen des Coronavirus gegenwärtig jedoch nicht gut möglich.
Und eine andere Quelle stört mich: Beim Mähen im Rebberg benutze ich meistens einen Fadenmäher (Trimmer). Der Kunststofffaden im Mähkopf wird laufend abgenutzt, so dass dieser regelmässig zu ersetzen ist. Diese Menge an Kunststoff wird somit jeweils über die gesamte Fläche verteilt. Das widerstrebt mir zutiefst. Ich suche nach Alternativen. Die gute alte Sense wäre so eine. Dazu muss ich mich aber im Dengeln üben. Und ich benötige sicher zwei bis dreimal so viel Zeit wie mit dem Fadenmäher. Die weiteren Vorteile der Sense liegen jedoch auf der Hand: kein Benzinverbrauch, keine Emissionen, viel weniger Lärm.