29. November 2022 – Vor fünf Jahren war ich im Tessin und im Misox, um den sogenannten Neophyten im Wald nachzuspüren. Der Titel des Hauptartikels lautete damals: Vom Garten in den Wald. Eine treffende Beschreibung für die Entwicklung, die seit einiger Zeit in der Südschweiz stattfindet. Fremdländische Baumarten wie Götterbäume und Chinesische Hanfpalmen werden seit Jahrzehnten ihn Parkanlagen und Gärten kultiviert. Doch nun gedeihen sie immer mehr in den siedlungsnahen Wäldern.
Die eindrücklichen Bilder mit den Palmen im Wald zwischen Solduno bei Locarno und Ponte Brolla waren für mich ein Weckruf. Die Chinesische Hanfpalme (Trachycarpus fortunei) wird oft auch Tessiner Palme genannt. Doch die Pflanze stammt aus Asien und nicht aus dem Tessin.
Vor einigen Jahren fiel mir auch eine kleine Palme am Vierwaldstättersee auf. Sie wuchs zwischen der Hauptstrasse und dem See. Klimatisch erstaunt das wenig. Denn in unmittelbarer Nähe befindet sich auch die grösste Kastanienselve der Zentralschweiz (vgl. Artikel in der NZZ und TEC21).
Als ich diesen Sommer wieder einmal eine Wanderung durch die «Chesteneweid» machte, fielen mir in den Gärten und Parkanlagen von Weggis zum ersten Mal die vielen Chinesischen Hanfpalmen auf. Ich nahm mir vor, genauer hinzuschauen, um einen Überblick zu bekommen und auch zu dokumentieren. Und es ist erstaunlich, was ich in nur eineinhalb Tagen am Vierwaldstättersee zwischen Luzern, Küssnacht am Rigi und Brunnen entdeckt habe. Dasselbe an einem Nachmittag am östlichen Ufer des Zugersees (vgl. Fotostrecken unten). In der Lützelau zwischen Weggis und Vitznau stiess ich auf eine ansehnliche «Verjüngung» von Trachycarpus (vgl. Foto).
Im Tessin und im Misox bereiten inzwischen mehrere Neophyten aus den Gärten Probleme. Man muss nun damit umgehen und einen Weg finden. Auf der Alpennordseite sollte das Beispiel aus der Südschweiz eigentlich zur Vorsicht mahnen. Doch «oltre Gottardo» wird kaum eine Diskussion geführt. Offenbar ist man sich noch nicht in breiten Kreisen bewusst, dass die Situation aus dem Ruder zu laufen droht.
Wie die Webseite der Umweltberatung Luzern zeigt, wird aber immerhin informiert und auf das Problem hingewiesen. Die zahlreichen Palmen am Vierwaldstättersee vor Augen, scheint das aber nicht wirklich zu nützen. Warum nicht von den Landsleuten aus der Südschweiz und von ihren Erfahrungen lernen? Es gibt Dinge, die man nicht aufhalten kann. Bei den Dingen, die sich aber beeinflussen lassen, sollte zumindest darüber diskutiert werden, ob Vorbeugen nicht besser als Heilen ist.
Fotos Chinesische Hanfpalmen:
Ticino 1 – Ticino 2 – Ticino 3
Luzern 1 – Luzern 2
Merlischachen 1 – Merlischachen 2
Greppen 1 – Greppen 2
Weggis 1 – Weggis 2 – Weggis 3
Lützelau 1 – Lützelau 2
Vitznau 1 – Vitznau 2
Zugersee 1 – Zugersee 2
Fotostrecken:
Zugersee östliches Ufer: Oberwil – Walchwil (.pdf)
Vierwaldstättersee: Luzern – Küssnacht am Rigi – Weggis (.pdf)
Vierwaldstättersee: Lützelau – Vitznau – Gersau (.pdf)
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